Twilight

Am vergangenen Donnerstag feierte der letzte Teil der „Twilight“-Saga im Kino Premiere. Ein gewisser Kolumnist ist unabsichtlich (und betrunken) in den Kinosaal gewandert und kann sich ein Urteil nicht verkneifen.

Als ich am vergangenen Donnerstag mit nicht mehr als einem Salat im Magen bereits um 16 Uhr mit meinem Alkoholkonsum am Adventsmarkt anfing, wusste ich schon, dass der Tag wohl nicht allzu glorreich enden würde. Kurz zuvor hatte ich noch mit einem Freund vereinbart, am selben Abend gemeinsam ins Kino zu gehen, um die lang-ersehnte Verfilmung unseres Lieblingsbuches „The Perks of Being A Wallflower“ zu sehen. Als ich mich also um 20 Uhr mehr als angeheitert auf den Weg in eben jenes Kino machte, erwartete mich auch schon der erste Schlag ins Gesicht. „Michael, du hast falsch recherchiert. Unseren Film spielt es hier gar nicht, sie zeigen heute nur ,Breaking Dawn Teil 2‘, den letzten ,Twilight‘-Film!“. Unter dem Motto „Wenn dir das Leben Zitronen gibt, wirf sie weg und schau stattdessen einfach Breaking Dawn Teil 2!“ gaben wir uns kurzerhand mit dem Alternativprogramm zufrieden und fanden uns schließlich in einem überfüllten Kinosaal unter unzähligen Teenie-Mädchen wieder.

Hier ein kleines Geständnis: Es gab eine Zeit in meiner Jugend, in der ich mich tatsächlich mit der Vampir-Saga von Stephenie Meyer auseinandergesetzt habe. Es war weniger die eigentliche Geschichte um die sterbliche Bella und ihren Vampirfreund Edward, als vielmehr die schwebende Melancholie und bedrückende Stimmung in den Büchern, die mich faszinierte. Obwohl die ersten beiden Bände ganz okay sind (und übrigens nur halb so lang wären, wenn man all die beknackten Adjektive wie „topasfarben“ wegließe), liest sich spätestens der dritte Teil ein bisschen wie Das Buch Mormon. Okay: Autorin Stephenie Meyer ist Mormonin und das akzeptiere ich. Dennoch nervt es mich sehr, wenn Schriftsteller ihre religiösen Überzeugungen unterschwellig in ihre Werke einfließen lassen und ich finde, dass das bei Twilight sehr stark der Fall ist. Diese Tatsache, gepaart mit der Erkenntnis, dass selbst Courtney Love für junge Mädchen ein besseres Vorbild als Bella wäre (im zweiten Teil will sie sich von einer Klippe werfen, weil Edward sie verlassen hat), beschloss ich, meine Nerven zu schonen und mit der Lektüre aufzuhören.

Weil es immer zwei Seiten der Medaille gibt, beschloss ich - anstatt Twilight für immer und ewig zu verfluchen -, meinen damaligen Frust lieber in einer ulkigen und relativ sinnlosen Parodie auf YouTube Ausdruck zu verleihen. Bis zum heutigen Tag bleibt diese Persiflage eines meiner erfolgreichsten Videos, weswegen ich Twilight vermutlich mehr zu verdanken habe, als ich an dieser Stelle ausdrücken könnte.

Gut drei Jahre nach meinen 15 Minuten Internet-Ruhm saß ich also in einem Kinosaal voller Vampir-Fans und war nur wenige Minuten davon entfernt, den letzten Teil der epischen Saga zu sehen. Würde ich mich wie vor einigen Jahren erneut für die Geschichte begeistern können? Oder würde ich sie doof finden und vorzeitig den Kinosaal verlassen? Und würde es Kristen Stewart gelingen, ihre Lippen in eine Halbkreis-artige Form zu kräuseln, die normale Menschen auch als „Lächeln“ bezeichnen? All das sollte sich in den kommenden zwei Stunden zeigen.

Ohne an dieser Stelle zu viel vom Film verraten zu wollen, habe ich dennoch eine sehr interessante Beobachtung gemacht: In „Breaking Dawn“ gibt es keine komödiantische Auflockerung. Bella Swan hat keinen schwulen besten Freund, der ihr sagt „Oh Girl, das nächste Mal wenn du deine Periode hast, machen wir besser einen Roadtrip nach MALIBU!“ und auch Betty White hat leider keinen Gastauftritt als unerhört vulgäre Großmutter des Cullen-Clans. Aus diesem Grund fand das Wiener Publikum Humor in Szenen, die nicht mal lustig sein sollten. Ständig wurde gekichert, geprustet und sich gar auf den Schenkel geklopft - egal ob Bella nun einfach nur gerade emotionslos aus dem Fenster starrte oder aber Sex mit Edward hatte (jetzt dürfen sie ja, wo sie verheiratet sind...). Um ehrlich zu sein bekam ich den Eindruck, als wären zwei Drittel der Kinobesucher nur im Saal gewesen, um sich über den Film lustig zu machen. Und irgendetwas gab mir sogar das Gefühl, als hätten die Macher über diese Situation Bescheid gewusst und den Streifen daher an manchen Stellen besonders „lachhaft“ gemacht.

Sieben Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Romans nimmt das Twilight-Phänomen also mit dem letzten Film zu „Breaking Dawn“ sein Ende. Während manche bestimmt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und „Halleluja!“ rufen (machen die Leute das wirklich? Ich fände es prächtig!), geht für viele Fans eine langjährige Faszination zu Ende. Und obwohl ich einerseits froh bin, dass dieser Hype langsam ausklingt, muss ich zugeben, dass ich den Trubel um die Saga durchaus verstehe, einst selbst sehr begeistert davon war und ja irgendwie sogar einen klitzekleinen Teil vom Twilight-Kuchen abbekommen habe. Dennoch wünschte ich, man hätte Betty White als Cullen-Großmutter gecastet.

Wie sehr ihr denn das, liebe Leser? Seid ihr froh, dass Twilight endlich zu Ende ist, oder zählt ihr euch zu Fans der Saga?

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