San Francisco & Los Angeles

Hit the Road, Michael! Die vergangene Woche habe ich auf einem USA-Roadtrip verbracht und sinniere nun über die Gegensätzlichkeit in Amerika, Celebrity- Stalking und Frühstücksspeck.
 
Scott McKenzie sang einst, wenn man nach San Francisco geht, solle man Blumen im Haar tragen. Das ist vermutlich ein wirklich gut gemeinter Ratschlag, und ich bin mir sicher, einige Passanten würden sagen „Oh, sieh mal einer an, das ist aber eine adrette Leiche, mit den Blumen im Haar!", während sie lässig über meinen leblosen, erfrorenen Körper steigen. Denn zum Glück bin ich hier um euch aus eigener Erfahrung zu sagen, dass ihr - wenn ihr nach San Francisco geht - nicht nur Blumen im Haar, sondern auch mindesten eine Strumpfhose, zwei Pullover, einen Mantel und eventuell eine windfeste Kopfbedeckung (von mir aus auch im Blumenmuster) tragen solltet, um nicht wie Leonardo DiCaprio am Ende von „Titanic" zu enden. Nicht ohne Grund hat Mark Twain einst gesagt, dass der kälteste Winter, den er je erlebt habe, ein Sommer in San Francisco gewesen sei (dieses interessante Zitat habe ich im Touristen-Channel in unserem Hotel aufgeschnappt und streue es seitdem nonchalant in meine Unterhaltungen, um belesen zu wirken).
 
Schon als kleines Kind faszinierten mich die Vereinigten Staaten von Amerika mehr als alles andere - damals begeistert von der Popkultur und dem mir durch die Medien vermittelten „In Amerika ist alles besser"-Mantra, finde ich heute eher die dort herrschende Gegensätzlichkeit faszinierend und zugleich schockierend: Hier ist es in vielen Familien Standard, eine Waffe zu besitzen, aber kaum rutscht jemandem bei einer Live- Übertragung im Fernsehen das Wort „Shit" oder „Fuck" (oder aber: ein Nippel) heraus, ist die ganze Nation im Aufruhr. Wer möchte, kann hier auch seine eigene Cousine heiraten, einen gleichgeschlechtlichen Partner dagegen in vielen Bundesstaaten nicht. Als mir meine Schwester Susi also anbot, einen Westküsten-Roadtrip mit ihr und ihrem Freund Benji zu unternehmen und dabei als Zwischenstopps San Francisco, Los Angeles und Las Vegas auflistete, hatte ich - nicht nur wegen meiner USA-Faszination, sondern vielmehr aufgrund der Gedanken an das mir bevorstehende kulinarische Abenteuer - schon meine Koffer gepackt, bevor überhaupt jemand die Wörter „Hosen mit dehnbarem Bund" murmeln konnte.
 
Die vergangenen Tage habe ich also in San Francisco mit Dingen verbracht, von denen ich in meiner touristischen Naivität glaube, dass wahre Amerikaner sie auch tun - und damit meine ich großteils, Speck zum Frühstück zu essen und im Anschluss in einer Shopping-Mall hilfreiche Küchenutensilien aus der Martha Stewart Collection zu kaufen (ja, ich bin der aufregende Typ Mensch, der nach Kalifornien fliegt und lediglich mit Eiswürfel-Formen aus Silikon nachhause kommt). Kurz darauf ging es in unserem Mietauto auch schon weiter nach Los Angeles. Man möchte meinen, dass L.A. der perfekte Ort für mich sei: Hier ist es nicht nur angenehm warm, sondern auch erlaubt - ja geradezu erwünscht! - andere Leute zu stalken: An Straßenecken werden Wegbeschreibungen zu den Häusern diverser Stars verkauft und wer es ganz ernst meint, kann sogar in einen Bus einsteigen, der täglich ganz langsam an eben jenen Wohnsitzen vorbeifährt (wie auch ich es oft tue, wenn ich mit einem Schwarm „flirte"). Star-Stalking stand daher ganz oben auf meiner Liste: Ich würde nicht ruhig schlafen können, bevor ich nicht zumindest eine Person aus dem Kardashian-Klan (vorzugsweise aber die fabelhafte Matriarchin Kris) gesichtet hatte. Ich hatte ja nicht ahnen können, dass mir das Schicksal schon bald eine wichtige Lektion erteilen würde.
 
Okay, der folgende Absatz wird furchtbar selbstverliebt klingen und ihr werdet mir wohl nicht glauben, wenn ich in dieser Kolumne (die ich wöchentlich über MICH SELBST schreibe), plädiere, dass ich eben das nicht bin. Dennoch möchte ich euch vergewissern, dass ich nicht übertreibe, um mein Ego zu pushen und die folgende Anekdote sich wirklich so zugetragen hat.
 
Gerade ging ich mit Susi und Benji eine überfüllte Straße in LA entlang, als ich hinter mir eine aufgebrachte Mädchenstimme vernahm. „Mama, der Mann sieht aus wie der eine von YouTube!". Mist, damit hatte ich hier nicht gerechnet! Alle heiligen Zeiten mal werde ich für meine Internet-Schmuddelfilme erkannt, doch dass dies tausende Kilometer jenseits der Heimat auch passieren könnte, hätte ich nie geglaubt. Im Normalfall hätte ich mich gleich auf das Mädchen gestürzt, mich bedankt, dass sie mich „Mann" genannt hatte und es dann so lange angequatscht, bis es mir mit hilfesuchendem Blick zu ihrer Mutter erklärt hätte, dass es „heute noch was vor" habe und daher jetzt gehen müsse. Doch an jenem Tag war ich nicht erfreut, sondern kam mir irgendwie erwischt vor - so wie Whoopi Goldberg in dem Moment, als die Nonnen in „Sister Act" herausfinden, dass sie es nicht etwa mit der frommen Schwester Mary Clarence, sondern mit der verruchten Lounge- Sängerin Deloris van Cartier zu tun haben.
 
Sobald man weiß, dass man von jemandem beobachtet wird, verhält man sich sofort anders und infolgedessen auch gehemmter (welch Glück also, dass meine „Flirts" es selten bemerken, wenn ich durch mein Fernrohr mit ihnen liebäugle) und ich war in jenem Moment einfach nicht in der Stimmung, meine „Michael Buchinger, der ulkige Mensch von YouTube"-Maske zu tragen. Einerseits das und andererseits war mein 3-Tages-Bart - aufgrund des schmierigen Hot Dogs, den ich gerade verspeiste - voll von Ketchup und Senf. Hey - ich bin immerhin im Urlaub! Mit der Raffinesse eines erwischten Drogendealer machte ich mich daher unauffällig aus dem Staub.
 
Da ich von dieser einen Begegnung schon sehr paranoid gestimmt war, möge man sich einmal vorstellen, wie es einer richtigen Berühmtheit wohl ergeht, wenn sie von unzähligen Leuten bei ihrem privaten Vergnügen erkannt und belästigt wird. Spätestens seit jenem Moment habe ich neuen Respekt vor all jenen Personen, die es schaffen, rund um die Uhr als „Person des öffentlichen Lebens" zu funktionieren. Aus eben jenem Grund hing ich meinen Stalker-Plan beschämt an den Nagel und beschloss stattdessen, die vielen anderen schönen Dinge, die Los Angeles zu bieten hat, zu genießen. Zum Beispiel den Cupcake-Automaten! Ja, liebe Leser: Hier gibt es einen Automaten, aus dem man sich 24 Stunden am Tag OHNE SOZIALE INTERAKTION deliziöse Süßspeisen herauslassen kann.
In ein paar Tagen geht es für mich und meine illustre Truppe auch schon weiter nach Las Vegas! Wer Tipps für mich hat, wie ich hier auch unter 21 meinen Spaß haben kann, soll sie mir bitte in den Kommentaren hinterlassen - ich bin für jeden Ratschlag dankbar!

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