Rauchverbot

Mit dem Rauchen aufzuhören ist kinderleicht, ich habe es schon hundertmal gemacht! Gedanken über Rauchverbote, unsere strenge Gesellschaft und Trendfrisuren.
 
Ich saß gerade mit meinen Eltern auf der Terrasse eines Thermen-Resorts und genoss den ersten Aperol Spritz des Tages (ob es nun Vormittag war oder nicht tut hier nichts zur Sache), als mir ein großes Schild neben unserem Tisch auffiel. „Verdammt, darf man denn überhaupt noch irgendwo rauchen??!“, fragte ich niemand bestimmten und vermutlich auch viel zu laut, sodass sich fast alle anwesenden Hotelgäste zu mir umdrehten. Meine Eltern musterten mich mit einem fragenden Blick: „Rauchst du denn?“, hakten sie interessiert nach. Im Normalfall wäre ich in die absolute Defensive gegangen, hätte sofort verneint und als Krönung auch noch ein Lied von Doris Day angestimmt, um zu beweisen, dass ich ein unschuldiger Gutmensch bin, doch stattdessen entschied ich mich, ehrlich zu sein: „Nur, wenn ich wirklich, wirklich betrunken bin.“ Dass hier ein Laster das andere übertrumpft und ich genau so gut „Ich kokse nur, wenn ich Nutten zu Gast habe!“, hätte sagen können, sei dahingestellt. Meine Eltern stimmten mir zu, dass ein Rauchverbot im Freien wirklich ein wenig streng war.
 
Wer mich ein bisschen kennt (oder Augen hat) kann sich sicherlich vorstellen, dass ich in meiner Jugend nicht sonderlich cool war. Rückblickend betrachtet finde ich es äußerst dumm, aber in meinen jungen Jahren bin auch ich - wie so viele meiner Freunde - dem Gruppenzwang erlegen und habe angefangen, in Gesellschaft anderer zu rauchen...oder habe es zumindest probiert. Abgesehen davon, dass ich ständig hustete, mir selbst Rauch in die Augen blies und mit Glimmstängel in der Hand generell so unbeholfen wirkte, wie dieser Schimpanse, der auf einem Segway fährt (ihr müsst ihn googlen, er ist genial!), gab es auch noch jenen glorreichen Tag, an dem ich unabsichtlich mein eigenes Haar anzündete. In den Sekunden, nachdem meine Haar Feuer fing, zog ich bereits Bilanz mit meinem Leben und machte mich darauf gefasst, einen tragischen Verbrennungstod zu sterben. Zum Glück erlosch die Flamme, nachdem nur eine kleine Strähne abgebrannt war (wäre ich cool genug gewesen, hätte ich versucht, mein unabsichtlich verbranntes Haar als „Trendfrisur“ zu tarnen, so wie die Leute das heutzutage mit Dip Dye machen). Da Rauchen nicht nur mein Leben, sondern auch mein Haar gefährdete, beschloss ich in eben jenem Moment, endlich damit aufzuhören.
 
Einige Jahre sind seitdem vergangen; ich rauche mittlerweile vielleicht alle paar Monate mal eine Zigarette und bin dieser Tage generell auch für Nichtraucherschutz. Restaurants sollten meiner Meinung separate Raucher- und Nichtraucherbereiche haben, denn wie kommt ein überzeugter Nichtraucher dazu, den schädlichen Passivrauch seines Tischnachbarn einzuatmen (außerdem bin ich auch für getrennte „Leute, die mit offenem Mund kauen“- und „normale Leute“-Bereiche)? Dennoch stört es mich persönlich nicht, von Rauchern umgeben zu sein - es sei denn, ich schwinge gerade (wie so oft) einen überschwappenden Benzinkanister in meiner Hand hin und her. Ich würde nie auf die Idee kommen, die Gemütlichkeit anderer Menschen zu stören, indem ich ihnen das Rauchen im gesamten Lokal verbiete und dann - wenn sie ankündigen, kurz draußen eine zu qualmen - laut „NEIN! Auch das darfst du nicht!“ zu rufen, bevor ich in mein sorgfältig eingeübtes Bösewicht-Lachen verfalle.
 
Denn auf einer vor kurzem unternommenen Amerika-Reise ist mir genau dieses merkwürdige Verbot vermehrt aufgefallen: Selbst auf großen Einkaufsstraßen, Terrassen und in vielen Parks war das Rauchen nicht erlaubt. Raucher werden in Lokalen wie Schwerverbrecher behandelt (währenddessen lasse ich ein funkelndes Weinglas nach dem anderen in meiner großen Tasche verschwinden und komme ungestraft davon) und in den meisten Fällen steht an den Eingängen diverser Läden, dass sie sich bitte mindestens 20 Meter vom Eingang zu entfernen haben, bevor sie ihrem Laster nachgehen. Wer weiß, vielleicht wird einem das Rauchen schon bald noch ungemütlicher gemacht: „Gehen sie 20m weg. Stehen Sie auf einem Bein! Blinzeln Sie nicht und pfeifen Sie ,Achy Breaky Heart‘! Jetzt dürfen Sie rauchen.“ Und wer an Flughäfen eine Zigarette auch nur in Erwägung zieht, hat überhaupt bessere Chancen, wenn er einfach den Poncho einer mexikanischen Urlauberin zusammenrollt, ihn anzündet und ein paar Mal daran zieht. Dass diese strengen Maßnahmen nun teilweise auch schon in Europa gelten, beunruhigt mich.
 
„Aber Michael! Warum stört dich das, du rauchst doch nicht mal!“, mag der ein oder andere Leser an dieser Stelle vielleicht einwerfen, aber das strenge Rauchverbot symbolisiert meiner Meinung nach nur die Spitze des Eisbergs. Kennt ihr die „Sex and the City“-Folge, in der das Partygirl Lexi Featherston beim Versuch, eine zu rauchen, aus dem Fenster stürzt, nur Momente nachdem sie New York als „vorbei“ deklarierte? Ich verstehe sie voll und ganz. Als Fan von „Der große Gatsby“-artigen Partys, bei denen Spaß an derVorderfront steht und man sich Kummer und Sorgen lieber für den Morgen danach aufhebt, bekomme ich das Gefühl, als würde unsere Gesellschaft immer versteifter werden. Ich hege sogar den leisen Verdacht, dass wir in ein paar Jahren alle gehemmt in Lokalen rumsitzen und den Oberkellner um Erlaubnis bitten müssen, wenn wir mal kurz ein bisschen Spaß haben wollen.

Das schlimmste an dieser Raucher-Debatte ist meiner Meinung jedoch, dass sie schon zig Jahre andauert: Schon als Kind habe ich ab und zu Streits zwischen Rauchern und Nichtrauchern beobachtet in Restaurants beobachtet und sehe sie heute noch viel öfter (und dass dieser schreckliche Buchinger das Thema dann in seiner Kolumne erneut aufwärmt, ist sicher auch nicht von Vorteil. Sorry!). Da ich auch in Zukunft kein Ende der Debatte sehe, mache ich allen Rauchen stattdessen ein verlockendes Alternativ-Angebot: Wenn ihr euch ausgegrenzt fühlt und es euch auf die Nerven geht, beim Qualmen jedes Mal „Achy Breaky Heart“ pfeifen zu müssen, dann kommt einfach zu mir in die Wohnung, raucht so viel ihr wollt, zündet euch von mir aus die Haare dabei an und verbringt einen entspannten Abend bei Wein, Weib und Gesang. Ich werde nicht über euch urteilen und habe sogar diese funkelnden Weingläser, die es sonst nur in Restaurants gibt (weiß der Geier, wie die schon wieder in meine Wohnung kommen!).
 
Wie lautet eure Meinung zum Rauchverbot, meine lieben Leser? Raucht ihr selbst?

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