Rasuren

Wenn dir das Leben einen Rasierapparat gibt, dann teste ihn an deinen unschuldigen Freunden. Eine waghalsige Exkursion in die „rasante Welt der Rasuren".

Ich war gerade mit meinem alten Freund Max im Kaffeehaus, als mir allmählich die Smalltalk-Themen ausgingen. „Ich darf jetzt einen Rasierer von Braun testen," schilderte ich daher zwischen den Bissen meiner Schokotorte und konnte ja nicht ahnen, welch Unheil mir bevorstand. „Den cruZer.", erläuterte ich. Die Augen meines Gegenübers weiteten sich und um ein Haar hätte er mir vermutlich vor Aufregung seinen Kaffee ins Gesicht geprustet. „Den cruZer? Den will ich mir schon seit Monaten kaufen. Kannst du ihn mir vielleicht mal borgen?" Die Unterhaltung war in Windeseile wieder belebt und für die gefühlte nächste Stunde lauschte ich einem Monolog über die Wichtigkeit einer guten Rasur. Denn wie sich zeigen sollte, ist Max ein wahrer Rasier-Liebhaber (eine Gattung an Menschen, die ich kurzerhand in die gleiche langweilige Schublade wie „Hobby-Bastler" und „Leute, die gerne Vögel in freier Wildbahn beobachten" steckte) und verkehrt sogar des Öfteren auf der Webseite shaveyourstyle.com, die über die Bart-Datenbank „Wikibeardia" (Wortspiel!) verfügt. Cool! Aber war meine spannende Erzählung über „Natürlich Blond - das Musical!" gerade tatsächlich von einem Rasierapparat übertrumpft worden? Ja. Willkommen in meinem Leben.

Ich konnte ja nicht ahnen, dass Rasieren im Moment so trendy ist (aber wiederum bin ich auch kein Trend-Maßstab, weil ich immer noch gebannt darauf warte, dass Crocs endlich ihr Comeback machen). Vielleicht ist meine Gleichgültigkeit gegenüber der „rasanten Welt der Rasuren" auf meine Kindheit zurückzuführen: Während eines besonders prägenden Paris-Urlaubs begleitete ich meinen Vater - seines Zeichens Rasier-Enthusiast der alten Schule - in eisigem Wetter von Rasierladen zu Rasierladen, um den perfekten Nassrasierer und den dazu passenden Pinsel zu finden. Ich persönlich wollte eigentlich nur ins Disneyland. Obwohl diese Rasier-Mission nicht geglückt ist, habe ich mir an jenem Tag eine Erkältung eingefangen und konnte erst recht nicht ins Disneyland. Rasuren sind mir spätestens seitdem unsympathisch: Ich kann nicht nachvollziehen, warum mein eigener Vater Unmengen an Kosten und Mühen in diesen eintönigen Prozess investierte. Ich persönlich habe es ja ganz gerne, mir Wattestäbchen ins Ohr zu stecken. Dennoch  reise ich nicht nach Indien und begebe ich mich nicht auf die Suche nach dem „perfekten" Wattestäbchen (wobei...2013 vielleicht).

Obwohl ich den Rasier-Enthusiasmus meines Vaters nicht geerbt habe, darf ich sehr wohl den starken Bartwuchs meiner böhmischen Vorfahren mein Eigen nennen; auf manchen Buchinger'schen Familienfeiern sind sogar die Damen mit edlem Schnauzbart anzutreffen. Spätestens jeden zweiten Tag greife ich daher zu billigen Einwegrasierern, die ich öfter wieder verwende, als ich an dieser Stelle zugeben möchte. Das Ergebnis ist meist so ungleichmäßig, dass ich regelmäßig von meinem lieben Herrn Papa getadelt und als „borstige Vogelscheuche" bezeichnet werde. Als mir also der cruZer von Braun überreicht wurde, war ich aufgeregt: Nicht nur würde ich endlich eine anständige Rasur genießen, sondern vielleicht auch bald meinem Vater in dieser Hinsicht das Wasser reichen können.

Mit einem kessen Drei-Tages-Bart, mit dem ich vielleicht schon als „bärtige Dame" im Zirkus hätte durchgehen können, nahm ich also das neue Gerät aus der Verpackung. Im Handumdrehen war der Akku aufgeladen und ich befestigte den Bart-Aufsatz (1mm bis 11mm) auf dem Apparat. Bis jetzt war ja alles ganz gut gelaufen. Dann begann ich, mit der eigentlich Rasur...woraufhin nichts passierte. Es schien mir sogar, als wären meine Barthaare danach sogar länger gewesen. Kritisch musterte ich nochmal die Aufschrift. „cruZer Beard & Head: Stutze mit diesem vielseitigen Gerät Vollbärte und schneide Haare auf jede gewünschte Länge.". Oh, okay. Da ich aber nur einen leichten Bart habe, wäre der „cruZer Face" (insgesamt gibt es vier verschiedene cruZer-Geräte) wohl geeigneter für mich gewesen. Nun blieb mir wohl nur noch die Möglichkeit, mir den Schädel zu rasieren. Dieser abstruse Gedanke hatte jedoch lediglich zur Folge, dass ich vor Lachen beinahe meinen Drink verschüttete (ja, ich trinke gerne, wenn ich mich rasiere). Das Gerät war, in anderen Worten, nicht für mich geeignet und die Situation ein bisschen so, als hätte man einem Holzbein-Träger Steppschuhe zum Testen geschickt. Kurzerhand hatte ich jedoch eine andere Idee und griff hastig zum Telefon.

„Max, ich komme vorbei und rasiere dich!" - eine der wenigen Vorteile an einer Freundschaft mit mir ist der, dass ich manchmal frühmorgens vorbeikomme und Kosmetikbehandlungen an anderen durchführen möchte. Der Bart meines Freundes ist sehr viel länger und dichter als meiner und da er sich beim Kaffee ohnehin so Rasier-begeistert gezeigt hatte, schien es mir nur angebracht, das Gerät an ihm zu testen. Eine halbe Stunde später war ich auch schon vor seiner Haustür und startete den zweiten Versuch. Und siehe da: Bei längeren Bärten ist der cruZer äußerst funktionstüchtig - und dabei überraschend leise! Kurzerhand trimmte ich das ungepflegte Barthaar meines Freundes auf 5mm, sang dabei das ein oder andere Lied aus „Sweeney Todd" und kam zu dem Entschluss, dass Brauns „cruZer Beard & Head" ein wirklich nützliches Gerät ist, wenn man es nur an den richtigen Menschen anwendet. Ich persönlich muss wohl oder übel bei meinen billigen Nassrasierern bleiben.

Konnte ich meinen Vater im Endeffekt mit meiner perfekten Rasur beeindrucken? Nein, aber ich verstehe nun ansatzweise, warum ihm (und scheinbar allen anderen Menschen außer mir) ein gepflegter Bart so wichtig ist: In einer Welt, in der die stilistische Grenze zwischen „Hipster" und „Obdachloser" eine sehr verschwommene ist, benötigt Mann von Welt nunmal getrimmte Gesichtsbehaarung, um Missverständnissen vorzubeugen. Es ist mir nun ein Vorsatz für 2013 geworden, mich sorgfältiger um mein Gesichtsbehaarung zu kümmern und allmählich mein böhmisches Vogelscheuchen-Image abzulegen. Aber bis es so weit ist, lade ich alle Leser herzlich dazu ein, sich von mir rasieren zu lassen

Für mehr Informationen zu den Braun cruZer Produkten besucht:
www.braun.com/cruzer

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