MDNA

Am vergangenen Freitag, 23. März 2012, erschien Madonnas neues Album unter dem Titel „MDNA“. Von den einen gefeiert, wird die Sängerin jedoch von vielen kritisiert, sich nicht ihres Alters entsprechend zu benehmen.

Wer mir unterstellt, ich wäre am vergangenen Donnerstag mit einer Flasche Wein bis Mitternacht vor dem Computer gesessen und hätte auf den Moment gewartet, in dem es endlich Mitternacht wurde, damit ich eilig Madonnas zwölftes Album „MDNA“ downloaden konnte, hat leider vollkommen Recht. Doch das Warten hat sich ausgezahlt: Der neue Streich der Pop-Ikone überzeugt mit ehrlichen Texten über ihre Trennung, fetzigen Dance-Hits und vereinzeltem, gut eingesetzten Dubstep (eine Musikrichtung, zu der ich mich nach wie vor einfach nicht richtig bewegen kann, weswegen ich stets erstarrt auf der Tanzfläche stehen bleibe und Stehschlaf vortäusche, bis das jeweilige Lied zu Ende ist).

Durch Kollaborationen mit Nicki Minaj, M.I.A. und LMFAO sowie ihrer jugendlichen Bühnenpräsenz möchte Madonna ohne Zweifel auch ein jüngeres Publikum ansprechen, stößt dabei jedoch teilweise auf große Kritik. Kritiker finden, sie solle sich doch bitte ihres Alters entsprechend verhalten und geben der 53-jährigen Ikone dabei den Spitznamen „Gramadonna“. Unlängst habe ich eine Dokumentation über die britische Sängerin Lily Allen gesehen, die sich im Alter von 24 aus dem Musikgeschäft zurückgezogen hat, mit der Begründung „My idea of hell would be doing this in 25 years' time. I don't want to be like Madonna - look at her, she's mental!“ Doch haben Lily Allen und andere Kritiker Recht? Ist Madonna mittlerweile wirklich zu alt für das jugendliche Image, welches sie aufrechtzuerhalten versucht?

Madonna ist ohne Zweifel die Königin der Neuerfindung; ein wandelbares, doch stets skandalöses Chamäleon, dem es schon seit zwei Jahrzehnten gelingt, immer wieder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit an sich zu reißen. Einst als wildes Material Girl bekannt, gab sie sich erst vor ein paar Jahren als noble Dame, die unter dem Titel „The English Roses“ Kinderbücher veröffentlichte und - obwohl sie in Michigan geboren ist - oft mit so einem ausgeprägten britischen Akzent sprach, dass man hätte meinen können, sie spiele in ihrer Freizeit gerne Cricket, fahre auf der anderen Straßenseite und bezeichne Polizisten als „Bobbys“. Nun macht  Madonna also einen auf jugendlich und sorgte erst unlängst wieder für Schlagzeilen, als sie Lady Gagas Arbeit, die sich oft an ihre eigene anlehnt, als „reductive“ (vereinfacht, plump) bezeichnete.

Als sie schließlich gefragt wurde, was denn das Geheimnis ihres jugendlichen Teints sei, antwortete Madonna, die dafür bekannt ist, jüngere Lover zu haben, nicht etwa mit „Botox“ oder „Ich bade im Blut von Jungfrauen“, sondern einfach mit „Liebe!“. (Ohje! Wenn ein aufregendes Liebesleben wirklich jung hält, werde ich vermutlich schon in ein, zwei Jahren wie 36 aussehen.) Wer die MDNA-Kampagne jedoch genauer unter die Lupe nimmt, wird vielleicht noch auf ein paar andere Hilfsmittel stoßen: So zeigt das Album-Cover die Sängerin zum Beispiel so verzerrt, dass es sich dabei genau so gut um Scarlett Johansson, Kylie Minogue oder um den Volleyball aus „Cast Away“ handeln könnte. Bei Madonnas Live-Auftritt im Rahmen der Halftimeshow des Superbowls wurde zudem gekonnt auf Nah-Aufnahmen verzichtet (ihr durchtrainierter Körper kam dafür umso besser zur Geltung). Und immer wieder tauchen unbearbeitete Photos diverser Werbekampagnen auf, auf denen Madonna dann erstmals wirklich wie 53 aussieht.

„You can try to fight getting older. You can be like Madonna and cling to youth with your Gollum arms. Or you can be like Meryl Streep and embrace your age with elegance.“ - dieses Zitat aus der US-Serie „30 Rock“ hat mich zum Nachdenken angeregt. Ist es nicht irgendwie peinlich, dass sich die Pop-Ikone an ihrer Jugendlichkeit festklammert, wie eine Hausfrau aus der Vorstadt, die achtlos mit hippen Wörtern um sich wirft, Jay-Z aber fälschlicherweise „Jay Zed“ ausspricht, im Glauben, mit den „Kids“ mithalten zu können? Wäre es nicht viel besser, Madonna würde als gutes Beispiel für Frauen ihres Alters vorangehen, indem sie einfach zu ihren Alterserscheinungen steht? Ich persönlich bin nicht dieser Meinung , denn Madonna selbst scheint nach wie vor mit Leidenschaft an ihre Arbeit zu gehen und sich dabei nicht allzu sehr um die Meinung der anderen zu kümmern. Und obwohl stets viel Wert auf das Auftreten von Popstars gelegt wird, ist es doch letztlich die Musik, die bedeutend ist und diese muss im Fall von „MDNA“ - bis auf den abartigen, „hippen“ LMFAO-Remix von „Give Me All Your Luvin‘“ - nicht unter den strengen Erwartungen der Gesellschaft leiden, sondern erfüllt diese vollkommen.

Zudem sollten die Kritiker nicht vergessen, dass Madonna viele weiblichen Pop-Stars von Heute den Weg geebnet hat. Ihr also zu sagen, dass sie sich heute nicht mehr so verhalten darf, wie es Gaga & Co. tun, Madonna selbst es aber schon seit 20 Jahren tut, ist in etwa so, wie wenn mir die Gäste einer Party, die ich veranstalte, sagen, ich hätte schön langsam genug zu Trinken gehabt und solle mich jetzt schlafen legen. Es ist meine Party! Ich habe sie gestartet und ich gehe erst, wenn ich kotze und umfalle! So - oder so ähnlich - lautet vermutlich auch Madonnas Motto.

Körperpflege

Unlängst hatte ich ein erbärmliches Date, gegen dessen Ende mir mein Begleiter eine Diät ans Herz legte. Anstatt - wie sonst mein Stil - furchtbar wütend zu werden, nutzte ich diese Beleidigung als Ansporn, mich mehr um mein Äußeres zu kümmern.

Anfangs des vergangenen Monats traf ich mich mit einem Freund zum Abendessen in der Stadt. Um ganz ehrlich zu sein handelte es sich weniger um einen Freund, als vielmehr um einen Typen, den ich zuvor nur auf Facebook gesehen (okay: gestalked) hatte und von dem eine gute Freundin meinte, ich müsse ihn unbedingt kennenlernen. Rein theoretisch befand ich mich an jenem Abend also auf einem Blind Date, möchte diese beschämende Tatsache aber nicht an die allzu große Glocke hängen. Ich fand es rührend, dass sich meine Freundin um mich kümmerte und tat ihr deshalb den Gefallen, mich zum vereinbarten Zeitpunkt (wenn auch nicht sonderlich aufgebrezelt) im Restaurant einzufinden.

Obwohl ich Blind Dates eigentlich nicht ausstehen kann, hätte ich nach der ersten Stunde (nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass der Herr tatsächlich gekommen und, nachdem er mich gesehen hatte, nicht sofort wieder Kehrt gemacht hatte) sogar behauptet, dass das Treffen bisher reibungslos verlaufen war - ähnlich, wie Abraham Lincoln das Theaterstück vermutlich auch ganz gut gefallen hatte, bevor er erschossen wurde. Denn gerade, als ich dabei war, mein Dessert - ein Schokomousse - einzunehmen, holte mein Gegenüber zum unerwarteten Schlag aus: „Weißt du, Michael, du siehst ein bisschen anders aus, als auf deinem Profilbild, aber das könnte was mit uns werden, wenn du was mit deinen Haaren machst und ein bisschen abnimmst!“.

PAH! Ich bewahrte eine neutrale Mine, während ich vor Wut heimlich meine Fingernägel in den Holztisch bohrte. Einerseits fand ich es ja süß, dass mein Begleiter dachte, es hätte noch was mit uns werden können, nachdem er mir eine halbe Stunde lang erklärt hatte, dass er schon seit Monaten damit beschäftigt sei, sein „inneres Licht“ (was auch immer das sein mag) zu finden, aber dieser Zug war definitiv abgefahren. Kurz zog ich daher in Betracht, wild mit Schokomousse und obszönen Schimpfwörtern in diversen Fremdsprachen um mich zu werfen, entschied mich dann allerdings aus einem einfachen Grund dagegen: Irgendwie hatte er ja recht - ich hatte mich in letzter Zeit tatsächlich ziemlich gehen lassen.

Zu Beginn der Wintersaison hatte ich in einem Magazin gelesen, dass es, da man sich ja im Sommer eine Strandfigur antrainiere, nur logisch sei, sich im Winter eine Pulloverfigur anzuessen. Dieser Artikel befasste sich vermutlich noch tiefergehender mit Bodyimage und Selbstwertgefühl, doch ich muss gestehen, dass ich nach dem Wort „Pulloverfigur“ zu lesen aufgehört hatte, um mir aus der Küche ein Stück Torte zu holen. Mit meinem Vorsatz der üppigeren Figur stets im Hinterkopf, war es mir ein Leichtes, in Rekordzeit 5kg zuzulegen. Obwohl ich eine durchaus hygienische Person bin, hatte ich es in letzter Zeit nicht nur verabsäumt, meinen Frisör aufzusuchen, sondern griff  auch nur noch dann zum Rasierapparat, wenn es absolut notwendig war. Dies führte dazu, dass in meiner Anwesenheit der Begriff „bärtige Dame“ öfter gemurmelt wurde, als ich an dieser Stelle zugeben möchte.

Ich konnte also völlig verstehen, warum mein Date Kritik an meinem Erscheinungsbild hegte, da ich mich zu jenem Zeitpunkt selbst unwohl in meinem Körper fühlte. Aus Bequemlichkeit hatte ich es aufgeschoben, mich mehr um mein Äußeres zu kümmern - ähnlich, wie ich es seit Ewigkeiten aufschiebe, die kaputte Glühbirne in meiner Küche zu tauschen und daher immer den Kühlschrank öffne, wenn ich im Dunkeln etwas sehen möchte. An jenem Abend beschloss ich also, fortan wieder mehr Wert auf Körperpflege zu legen und meinem Winterschlaf endlich ein Ende zu bereiten.

Wer mich kennt, weiß vielleicht, dass ich immer, wenn ich mich gesünder ernähren möchte, sehr schnell aggressiv werde. So kam es in den folgenden Wochen nicht nur einmal vor, dass ich meine Mitmenschen mit einem Knüppel verprügeln wollte, wenn sie es wagten, in meiner Gegenwart ein üppiges Sandwich einzunehmen und schlug meinen Studienkollegen vor, wir könnten statt einer Lerngruppe doch auch mal einen Fight Club gründen, um überschüssige Aggressionen auf loszuwerden - eine meine genialeren Ideen, die aber leider keinen Anklang fand. Da ich ungern eine Gefährdung für meine Mitmenschen darstelle, beschloss ich also, meine Aggressionen lieber durch sportliche Aktivitäten wie Laufen und Schwimmen abzubauen. Und spätestens, als ich in der U-Bahn eine Asiatin dabei beobachten durfte, wie sie ihr Mittagessen unauffällig in eine Ecke kotzte, entschied ich auch, fortan den Großteil meiner Wege zu Fuß zurückzulegen, was sich im Laufe des Monats positiv auf mein Gewicht und allgemeines Wohlbefinden ausgewirkt hatte. Mittlerweile wage ich sogar zu behaupten, dass ich - wenn man die Augen ein bisschen zusammenkneift - annähernd wie mein Facebook-Profilbild aussehe, welches - wie ich gestehen muss - aufgrund von Photoshop eher als „Symbolphoto“ zu verstehen ist.

Obwohl das Date mit einem eher bitteren Ton endete und wir definitiv keine gemeinsame Zukunft hatten, war ich meinem Begleiter dennoch dankbar, dass er mich aus meinem Winterschlaf geweckt und mich dazu bewegt hatte, mich endlich wieder mehr um mein Äußeres zu kümmern. Zum Glück bedarf es für meine Leser keines miserablen Dates, um ihnen den Startschuss für ihren Frühjahrsputz zu geben, denn VANGARDIST verlost zweimal die neue Glossybox für Männer; ein Pflegeset, welches unter anderem Produkte von Biotherm Homme, Royal Shaving und Trussardi Uomo enthält. Werdet ihr damit euer inneres Licht finden? Vermutlich nicht, aber die Glossybox dient als wunderbarer Anfang, um euren Körper nach der Winterpause endlich wieder in vollem Glanz erstrahlen zu lassen - was mich daran erinnert, dass ich schön langsam endlich diese Glühbirne in der Küche wechseln sollte...

Pamela Anderson

Am vergangenen Montag gab Pamela Anderson eine Autogrammstunde in Wien. Anfangs harmlos, entpuppte sich das Event schon bald als eine hinterlistige Falle. Zynische Gedanken über eine Tierschutz-Veranstaltung.

Ich muss gestehen, dass ich nie besonderen Bezug zu Pamela Anderson hatte. Als Kind der 90er kenne ich sie aus „Baywatch“, war aber faszinierter von David Hasselhoffs Serien-Sohn Hobie, neben dem Pamela uninteressant wirkte. Schon damals hatte ich den Eindruck, als würde die Schauspielerin nur in erotischen Rollen gecastet werden, die die Frauenbewegung allesamt um mehrere Jahre zurücksetzten. Dieser Verdacht sollte sich in den kommenden Jahren durch diverse Projekte bestätigen: In der animierten Show „Stripperella“ gibt Pamela eine Stripperin, die nebenbei Verbrechen löst. Die Reality-Show „Pam: Girl on the Loose“ besteht großteils aus Super-8-Aufnahmen davon, wie Pamela ein Bad nimmt. Und in der Sitcom „Stacked“ spielt sie eine sexy Buchhändlerin - wir müssen übrigens allein den Titel schon superwitzig finden, weil „stacked“ nicht nur „gestapelt“, sondern auch „vollbusig“ heißt. Bruhaha.

Als mich mein guter Freund Alex also fragte, ob ich nicht am Montag mit ihm zu Pamelas Autogrammstunde im Media Markt in der Lugner City - einer Wiener Shoppingmall - gehen wollte, zeigte ich mich skeptisch. „Komm schon, was hast du denn sonst vor?“, fragte er, als ich protestierte. Touché! Tatsächlich hatte ich in den letzten Tagen nur mein Bett verlassen, um Essenbestellungen entgegenzunehmen. Ich beschloss also, dass es mir nicht schaden konnte, das Haus zu verlassen und willigte ein, Alex zu begleiten. Vielleicht würde ich danach ja endlich verstehen, was den Reiz von Pamela Anderson ausmachte.

„Erklär mir bitte noch mal, warum Pamela in Wien ist.“, bat ich Alex, als wir uns am Weg zur Autogrammstunde befanden. „Sie gibt zuerst Autogramme und geht dann veganes Sushi essen!“, erklärte mir mein Begleiter. „Ja klar, aber warum das alles? Hat sie denn einen Film zu promoten? Oder kommt sie nur nach Wien, um Sushi zu essen?“. Ich  meine, ich selbst habe in einer meiner dunkelsten Nächte eine einstündige Autofahrt in Kauf genommen, weil ich zu McDrive wollte, aber das war eine völlig andere Geschichte.
„Nein,“ sagte Alex, „sie hat keinen Film zu promoten, sie gibt nur Autogramme.“
Eigentlich überraschte mich das nicht - meine Google-Suche hatte ergeben, dass Pamela in den letzten Jahren weniger mit dem Schauspielern und mehr mit Charity-Arbeit, zum Beispiel für PETA, beschäftigt war. Seit „Baywatch“ habe sie aufgrund ihrer Brüste viel Aufmerksamkeit erhalten und wolle diese lieber für einen guten Zweck nutzen. Ich war positiv überrascht.

Sobald wir in der Warteschlange standen, dauerte es nicht lange, bis Reporter diverser TV-Sender kamen um die wartenden Leute zum Event zu interviewen. Sofort fiel mir auf, dass auf die Frage „Wer hier ist Pamela-Fan?“ fast niemand antwortete. „Warum sind Sie dann hier?“ wurde großteils mit „Ja, hat man ja nicht aller Tage!“ und die provokante Frage „Was finden Sie denn an Pamela so toll?“ mit „Die Möpse.“ beantwortet.
Der wartenden Menge wurde dann gesagt, dass Pamela keine mitgebrachten Gegenstände, sondern nur ihre eigenen PETA-Autogrammkarten mit der Aufschrift „Hab ein Herz - werde Vegetarier“ unterschreiben würde. Fast im selben Moment merkte ich, dass beim Ausgang Werber der Tierschutzgesellschaft „Vier Pfoten“ standen. Langsam dämmerte mir, wo ich hier hineingeraten war. In einem unauffälligen Moment schob ich mir einen Kaugummi in den Mund, damit niemand riechen konnte, dass ich zu Mittag Leberkäse gegessen hatte.

Ich möchte nicht, dass jemand glaubt, ich hätte etwas gegen Tierschützer oder Vegetarier einzuwenden. Ganz im Gegenteil! Ich bewundere jeden, der sich für diesen Lebensstil entscheidet und ihm tatsächlich treu bleibt. Ich selbst habe vereinzelt mehrere Monate vegetarisch gelebt (Schwierigkeiten gab es vor allem mit meiner Oma, die bei dem Wort „vegetarisch“ die Stirn runzelte, als hätte ich den Namen des Herrn missbraucht. Ich führte ein langes Gespräch mit ihr, welches schließlich damit endete, dass ich ein Wiener Schnitzel essen musste, um sie wieder zu besänftigen). Allerdings irritierte es mich, dass ich hier - ohne es zu wissen - in eine Veggie-Falle getappt war, aus der es nun kein Entkommen mehr gab.

Zu behaupten, dass die Autogrammstunde ein wenig gehetzt war, wäre eine Untertreibung. Ein Fan nach dem anderen wurde unsanft in Pamelas Richtung geschubst, wo diese ihn mit einem Autogramm belohnte, bevor er vom Security wieder weggezogen und zum Ausgang (sprich: zur Tierschutzgesellschaft) geleitet wurde. Zeit für mehr als ein „Hi!“ blieb nicht.
Es dauerte nicht lange, bis auch ich an der Reihe war; flott (und, zugegeben, ein wenig nervös. Hat man ja wirklich nicht aller Tage!) eilte ich zum Autogrammtisch. Sofort musste ich feststellen, dass Pamela auch aus näherer Betrachtung sehr jugendlich und vor allem schön aussah. Von den Brüsten mal ganz abgesehen (jene wirkten in ihrer weiten Bluse eher unscheinbar), überraschte sie mit ihrer Ausstrahlung und ihrem bezaubernden Lächeln. Schnell kritzelte Pam ihren Namen auf die PETA-Karte und reichte sie mir so hektisch, dass sie zu Boden fiel. Sie funkelte mich an. „Oh no! I‘m so sorry!“, entschuldige sie sich zuckersüß, woraufhin ich mit einem cool gehauchten „No problem!“ entgegnete. Best Friends Forever!

Habe ich im Endeffekt gelernt, was den Reiz von Pamela Anderson ausmacht? Sind es wirklich mehr als nur „die Möpse“? Zum Teil! Ich finde es beeindruckend, dass Frau Anderson ihren Ruhm für gute Zwecke einsetzt, fühlte mich an jenem Tag allerdings ein wenig zwangsbeglückt - so, wie wenn man auf eine harmlose Tupperware-Party eingeladen wird, wo einem im Endeffekt mehrere „Döschen für Cherrytomaten und anderes Mini-Gemüse“, die man gar nicht haben will, angedreht werden. Ich hatte mir ja eigentlich eine Autogrammstunde und keine Tierschutz-Veranstaltung erwartet.
Manchmal, wenn ich nun Fleisch esse, muss ich an jenen Montag denken und bekomme ein schlechtes Gewissen. Ich ziehe dann in Betracht, wieder eine Zeit lang vegetarisch zu leben. Doch was meine Ernährung betrifft, lasse ich mir mittlerweile weder von Pamela Anderson, noch von meiner Großmutter etwas vorschreiben - I‘m so sorry!

Ich bin mir noch immer unschlüssig, was ich von Pamela und ihrem Aktivismus halten soll. Wie seht ihr das? Findet ihr diese Taktik nicht auch ein bisschen fragwürdig, oder bin ich allein mit meiner Meinung? Und: Seid ihr selbst Vegetarier?

Grippewelle

In der vergangenen Woche meldete der Gesundheitsdienst allein in Wien rund 15.100 Influenza-Neuerkrankungen, womit man offiziell von einer Grippewelle sprechen kann. Muss ich überhaupt erwähnen, dass auch ich mich unter den Erkrankten befinde?

Es klingt vielleicht schrecklich, aber ich muss zugeben, dass ich gegen eine leichte Erkältung ab und zu gar nichts einzuwenden habe. Im Grunde genommen darf man sich eine ärztlich verordnete Auszeit nehmen und eine Krankheit dient immer als gute Entschuldigung, um sich aus dummen Situationen zu winden („Du veranstaltest  einen Spieleabend? Ich habe leider Bronchitis.“). Als mir mein Hausarzt einmal verordnete, die ganze Woche im Bett zu verbringen, Stress zu vermeiden und gut zu essen, konnte ich mich gerade noch davon abhalten, ihm euphorisch um den Hals zu fallen und mit Tränen in den Augen zu fragen, ob ich ihn „Papa“ nennen dürfe.

Was ich aber überhaupt nicht mag, sind Arztbesuche während einer Grippewelle: Zu dieser Zeit erwarten einen ganze Warteräume voll von kranken Menschen, die sich zitternd an alten Ausgaben von Klatschmagazinen festhalten, während sie wie ein wildes Raubtier darauf warten, bis ihr Name aufgerufen wird, damit sie ins Ärztezimmer sprinten und sich ihre Medizin holen können. Am nervigsten finde ich die Leute, die in solchen Räumlichkeiten auch noch Smalltalk führen wollen, sich mir langsam annähern und dann fragen: „Na, bist du auch krank?“. Als würde ich mich freiwillig in das Wartezimmer setzen, nur weil ich nachlesen möchte, was Mette-Marit im März 2009 so getrieben hat.

Deshalb zeigte ich mich ein wenig skeptisch, als ich Anfang dieser Woche wohl oder übel zu meinem Hausarzt gehen musste, um mir Medizin gegen meine Erkältung zu holen. Ich weiß wirklich nicht warum, aber aus irgendeinem Grund glauben die Leute, dass es sozial akzeptiert, ja sogar erwünscht ist, sich im Wartezimmer eines Arztes so ekelhaft wie nur möglich zu verhalten. Es ist wie ein kleines Paralleluniversum, in dem man ohne weiters frei mit seinen Körperflüssigkeiten umgehen darf. Kaum hatte ich den Raum betreten, präsentierte sich mir schon eine bunt gemischte Palette an leidenden Kranken: Eine alte Frau saß in der Ecke und rülpste in regelmäßigen Abständen laut vor sich hin, während ein Mann jedem, der ihm ein offenes Ohr schenkte, seine langwierige Krankengeschichte detailgetreu erzählte und nicht davor zurückschreckte, zur bildlichen Untermalung auch  mal die ein oder andere Wunde zu entblößen. Angesichts meiner Möglichkeiten beschloss ich also, mich neben eine junge Frau zu setzen, die zwar ein bisschen zitterte und ab und zu stöhnte, aber mit Abstand noch am normalsten wirkte.

Kaum hatte ich mich hingesetzt, fing die Frau auch schon an, sich bei mir zu beklagen, wie krank sie nicht war. Das fand ich originell. Hatte sie nicht die Wunden des alten Mannes gesehen? Hatte sie nicht den neuen Rülpser der Dame in der Ecke gehört? Wir waren hier alle krank. Dennoch hörte ich ihr aufmerksam zu, während sie ihre Symptome auflistete. Ich glaube nicht wirklich daran, den Leidenden zu spielen, aber dies war wohl der passende Ort und die passende Zeit dafür und als sie endlich fertig gesprochen hatte, erzählte auch ich ihr von meinen Symptomen. „Naja“, sagte sie, als ich mit meiner Schilderung am Ende war, „das hört sich ja halb so schlimm an. Ich bin halt wirklich krank.“

Oh no, she didn‘t! Ich konnte mich in jenem Moment gerade noch davon abhalten, vor Wut grün anzulaufen und hysterisch schreiend aus meiner Kleidung herauszuplatzen. Mir ging es wirklich nicht gut; wie konnte diese Frau es nur wagen, meine Krankheit anzuzweifeln und zu behaupten, dass ihre dumme Erkältung schlimmer war? Während wir hier alle herumsaßen, gab es Leute, die wirklich arm dran waren und aufgrund der momentanen Grippewelle Spitalbetten füllten - seit Anfang Februar hatte sich die Zahl der Grippe-Neuerkrankungen allein in Wien fast verdoppelt. Meine Sitznachbarin funkelte mich böse an und begann schließlich, provokant zu husten; vermutlich um mir zu beweisen, dass sie mit Abstand am kränksten war. Pah! Nicht mit mir! In jenem Moment beschloss ich also, wie alle anderen Kranken in diesem Raum meine Hemmungen fallen zu lassen und meinem ekelhaften Hustenreiz lautstark nachzugeben.

Ich hustete so tief und verraucht, dass man hätte meinen können, Liza Minnelli höchstpersönlich hätte sich im Wartezimmer jener Arztpraxis wiedergefunden. Als wir so gemeinsam um die Wette husteten, bekam ich schön langsam das Gefühl, als würden wir uns in einem epischen Battle um den Titel der „am meisten unter ihrer Krankheit leidenden Person“ befinden (vielmehr fragte ich mich aber, warum ich nicht mal zum Arzt gehen konnte, ohne in einen Streit verwickelt zu werden). Schließlich verlangte meine Kontrahentin nach einem Glas Wasser und ich zog kurz in Betracht, noch einen drauf zu setzen und jemanden zu bitten, mir zwei Gläser Wasser zu bringen, konnte meinen Wunsch aber nicht mehr äußern, da ich gerade in jenem Moment zum Arzt gerufen wurde und somit den Käfig der kranken Narren endlich verlassen durfte.

Nachdem ich meinen Arzt vergewissert hatte, dass ich ganz sicher nicht im Ausland gewesen war oder rohes Ei gegessen, sondern einfach nur die Wiener U-Bahn genommen hatte (was im Grunde genommen ähnlich ist), verschrieb er mir Medizin, deren Namen ich beim besten Willen nicht aussprechen kann. Seit Mitte der Woche liege ich nun schon im Bett herum und mein einziger Stress besteht darin, dass ich manchmal meinen Mittagsschlaf frühzeitig beenden muss, damit ich nicht den Anfang von „Richterin Barbara Salesch“ verpasse, aber dennoch ist kein Ende meiner Erkältung in Sicht. Habt ihr, liebe Leser, vielleicht ein wirksames Hausmittel oder andere Tipps für einen gewissen Kolumnisten mit einer Vorliebe für bissige, rothaarige Gesetzesdiener?

Faschingsdienstag

Am Faschingsdienstag der vergangenen Woche wurde wie alle Jahre wieder der letzte Karnevalstag mit bunten Kostümen, ausgiebig Alkohol und leichtsinnigem Vandalismus gefeiert. Nüchterne Beobachtungen des landesweiten Saufgelages.

Ich muss zugeben, dass ich Faschingsdienstag hasse. Nicht, weil ich ein Griesgram bin, der es missbilligt, wenn andere Leute Spaß haben und daher mit der Schaufel droht, wenn fröhliche Youngsters an ihm vorbeigehen (obwohl ich eines Tages definitiv so enden werde), sondern vielmehr deswegen, weil an diesem Tag alle Leute (genau wie zu Silvester) gezwungen lustig sein müssen. Es bietet sich vor Beginn der Fastenzeit (die ohnehin niemand ernst nimmt) noch einmal die Gelegenheit, ein letztes Mal so richtig die Sau rauszulassen und mächtig Spaß zu haben. Man hat quasi einen Tag zur Verfügung, um „geordnet verrückt“ zu sein, bevor man sich den Rest des Jahres wieder diszipliniert verhalten soll. Doch der Druck, der dabei auf die Leute ausgeübt wird, führt selten wirklich zu Spaß, sondern vielmehr zu der Erkenntnis, wie langweilig man doch eigentlich ist; eine Enttäuschung, die schon bald durch Unmengen an Alkohol kompensiert wird.

Ich möchte hier ja gar nicht so tun, als wäre ich strikter Antialkoholiker. Ganz im Gegenteil: Wer mich als „Antialkoholiker“ bezeichnet, könnte genau so gut Charlie Sheen als „völlig normal“ bezeichnen - es stimmt nicht, und wir alle wissen es. Wer mich kennt, weiß, dass ich überhaupt nichts dagegen habe, mich zu verkleiden und im Anschluss über die Maße zu betrinken, doch ich nenne solche Tage nicht „Faschingsdienstag“. Ich nenne sie „Freitag“. Was mich an jenem dezidierten Spaßtag so stört, ist vielmehr der Vorsatz, mit dem kollektiven Alkoholismus auf die Straßen zu gehen, die Innenstadt zu verwüsten und sich dabei öffentlich zu blamieren. Was war daran so befriedigend? Erkannte denn niemand mehr den Reiz daran, sich still und heimlich in seinen eigenen vier Wänden zu betrinken?

Dieses Jahr machte ich (wenn auch unfreiwillig) erstmals nicht bei diesem Spektakel mit: Aufgrund einer Erkältung war ich ärztlich gezwungen, unter keinen Umständen Alkohol zu mir zu nehmen. So wurde ich in meinem Freundeskreis nicht nur zum absoluten Außenseiter, sondern - noch schlimmer - zum Chauffeur der betrunkenen Meute degradiert und durfte somit den ersten nüchternen Faschingsdienstag meiner Jugendjahre erleben. An Fasching nüchtern zu bleiben stellte ich mir in etwa so vor, als gehe man als Vegetarier zu einem Fleischfestival: Niemand kann nachvollziehen, warum du überhaupt dort bist und alle werden versuchen, dir in einem unbeachteten Moment Fleisch auf deinen Salat zu legen. Würde Faschingsdienstag ohne Alkoholeinfluss überhaupt erträglich sein? Oder steckte am Ende vielleicht doch mehr als erwartet hinter dem letzten Karnevalstag?

Bereits am frühen Nachmittag begab ich mich auf den jährlichen Faschingsumzug meiner Heimatstadt. Wenn ich mich schon nicht sinnlos betrinken konnte, so beschloss ich, mir stattdessen mein Amüsement anderweitig zu besorgen. Deshalb war ich dieses Jahr als Hipster verkleidet (ein kleiner Seitenhieb auf meine Entscheidung, am Mainstream-Fasching nüchtern zu bleiben) und fragte die jeweiligen DJs, die großteils Apres-Ski-Hits auf Lager hatten, ob sie nicht bitte auch etwas von „Death Cab For Cutie“ oder vielleicht sogar den Soundtrack von „The Virgin Suicides“ spielen könnten. Alle hassten mich.

Erstaunt muss ich zugeben, dass die ersten Stunden des Events äußerst zivilisiert verliefen. Man nippte vorsichtig an Plastikbechern, wippte im Takt der stimmungsvollen Musik und wagte sich ab und an an einem frechen Faschings-Wortspiel, um (meist vergeblich) für gute Laune zu sorgen.
Ich weiß nicht, ob es an dem plötzlichen Einbruch der Finsternis lag oder daran, dass es gesellschaftlich durchaus akzeptiert ist, zu dieser Uhrzeit nicht mehr aufrecht stehen zu können, aber wie von böser Geisterhand waren ab 18 Uhr plötzlich so gut wie alle Menschen in meinem Umfeld sturzbetrunken. Wo man soeben noch Diskussionen über Politik führte, wurden nun lautstark Parolen geträllert, peinliche Geheimnisse offenbart und Perücken achtlos durch die Gegend geworfen. Das ganze Fiasko war der letzten Geburtstagsfeier meiner Großmutter nicht unähnlich.

Es hat überraschenderweise wirklich seinen Reiz, der einzig Nüchterne unter Betrunkenen zu sein. Neben einer Person, die es für eine gute Idee hält, Bier aus einem Eimer zu trinken und sich infolgedessen nur noch mit Grunzlauten verständigen kann, wirke ich nämlich durchaus wie ein intelligenter Mensch, der sein Leben auf der Reihe hat (was - unter uns - nicht wirklich der Fall ist). So lauschte ich angespannt, während man mir endlose Geschichten erzählte, machte Platz, wenn jemand mit der Hand vor dem Mund an mir vorbeilief und stand, falls es unbedingt notwendig war, sogar helfend zur Seite, wenn gewisse Personen gerade der Welt ihren Mageninhalt offenbarten.

Als ich einige meine angeheiterten Freunde an jenem Abend nach Hause chauffierte, reflektierte ich über den vergangenen Tag. War es wirklich so schlimm wie erwartet gewesen, am Faschingsdienstag nüchtern zu bleiben? Nein, nicht wirklich. Ich war froh, dass meine Freunde ihren Spaß gehabt hatten und musste mir eingestehen, dass auch ich mich gut amüsiert hatte. Vielmehr war ich froh, dass mich am nächsten Tag kein monumentaler Kater und - noch schlimmer! - peinliche Facebook-Photos, die als Grundlage zur Erpressung dienen könnten, erwarteten. Vielleicht ist es auch gar nicht so schlecht, ab und zu auf seinen inneren Hipster zu hören und an Mainstream-Saufgelagen wie Silvester und Fasching gegen den Strom zu schwimmen, indem man seinen Alkoholkonsum reduziert. Ich persönlich betrinke mich ja viel lieber freitags.